
Monate lang werkelten unsere Nachbarn immer wieder eifrig innen und außen an ihrem Haus. Der kleine Zaun wurde gestrichen, der Schuppen ausgeräumt, der Garten auf Vordermann gebracht. Immer wieder waren Handwerker und Familienmitglieder im Haus und haben innen sicher vieles um- und ausgeräumt. Schließlich kam ein Fotograf mit einem Stativ, dass er bis zur Höhe der Straßenlaterne ausfahren konnte.
Was sollte der ganze Zirkus? Ganz einfach, unsere Nachbarn wollten ihr Haus verkaufen. Damit weckten sie bei mir wieder Erinnerungen an unseren eigenen Wohnungskaufkrimi damals. Aufregung, Ernüchterung, Freude, Enttäuschung, ein Wechselbad der Gefühle, so hat es sich jedenfalls für uns angefühlt, als wir 2015 unsere erste Wohnung in Norwegen gekauft haben.
Warum wir nicht weiter gemietet haben
Wie in den vorherigen Posts bereits beschrieben, wuchs auch mir unsere erste gemietete Wohnung hier in Trondheim nach anfänglicher Skepsis schnell ans Herz. Nicht nur der Dielenboden im Wohnzimmer und Arbeitszimmer, der große Balkon, die Fenster, welche von drei Seiten Licht in die Wohnung schienen ließen, nein, auch die Lage war ein Traum. Wir brauchten ca. 45 min zu Fuß in die Stadt, was für uns ein willkommener Spaziergang am Freitag Abend nach der Arbeit, oder auch am Samstag Vormittag war. Zum Fjord war es ungefähr genauso weit.
Was mir auch gut gefiel waen die vielen Grünflächen zwischen den Häusern und die Nähe zum Fernmeldeturm. Gerade weil wir neu in der Stadt und in auch im Land waren, diente uns der Turm als Anhaltspunkt, wir konnten unser Zuhause praktisch nicht verfehlen.
Trotzdem war irgendwann die Zeit gekommen, als wir ausziehen mussten. Genau genommen war das 2015. Wir hatten die Wohnung bis dahin fast 4 Jahre gemietet. Zunächst waren nur drei Jahre vereinbart, dann wurde der Mietvertrag um ein Jahr verlängert. Eine weitere Verlängerung war nicht möglich. Warum? Der Vermieter hätte die Wohnung gern weiter an uns vermietet, aber sie befand sich in einem “borettslag”, von denen es viele in Norwegen gibt.

Der Borettslag
Genau erklären kann ich es nicht und bei Erzählungen mit Freunden aus Dtl. gibt es meist ungläubige Blicke und die Frage: “Was, man bezahlt mehrere hundert tausend Euro und dann gehört einem die Wohnung nicht mal?”, was darauf schließen lässt, dass es so etwas in Dtl. wohl nicht gibt.
Hier also ein Versuch der Erklärung. Borettslag heißt wörtlich übersetzt “Wohnrechtsgruppe” und könnte evtl. als Art Wohnungsbaugenossenschaft übersetzt werden. Der borettslag setzt sich aber aus den Wohnungseigentümern in einem abgegrenzten Wohngebiet zusammen. Die Eigentümer wählen eine Vertretung, nämlich den Vorstand des borettslags.
Wenn man also eine Wohnung in einem borettslag erwirbt, dann kauft man nicht die Wohnung selbst, sondern nur das Recht dort zu wohnen. Dieses Recht ist auch an eine Reihe von Pflichten geknüpft, nämlich die Hausregeln, die der borettslag festgelegt hat. Unter anderem steht dort drin, welche Ruhezeiten einzuhalten sind, wie hoch die Kosten für Kabel-TV, Müllabfuhr und den Straßenräumungsdienst sind. Die Kosten belaufen sich meist auf mehrere tausend Kronen im Monat und sind eine Art Miete für Gemeinschaftskosten.
In den Regeln für unsere Mietwohnung stand weiterhin, dass der Eigentümer die Wohnung nicht unbegrenzt vermieten darf, sondern nur mit Genehmigung durch den borettslag und nur für max. drei Jahre. Damit soll wahrscheinlich erreicht werden, dass nur Leute die Wohnungen erwerben, die tatsächlich den Wohnraum für sich selbst benötigen.

Die Suche nach der richtigen Wohnung
Es war also klar, dass wir spätestens im
Herbst 2015 aus der Wohnung ausziehen müssten. Der Vermieter musste die Wohnung daraufhin übrigens aus steuerlichen Gründen ein Jahr lang selbst bewohnen bzw. durfte sie ein Jahr lang nicht vermieten, um sie dann verkaufen zu können. Wir hätten die Wohnung also auch nicht einfach von ihm abkaufen können.
So fingen wir bereits 2013 an immer mal wieder nach einer geeigneten Wohnung zu suchen. Während ich anfangs noch überzeugt war, dass wir eine neuere Wohnung (die Mietwohnung war Baujahr 1954) mit zwei Schlafzimmern in nicht zu weiter Entfernung vom Zentrum bekommen sollten, die nicht viel mehr als 2 Mio kr kosten dürfte (ca. 200 Tausend Euro), musste ich im Laufe der Zeit nicht nur meine Ansprüche runterschrauben sondern auch gleichzeitig meine Preisbereitschaft erhöhen. [Fortsetzung folgt im nächsten Blogbeitrag].
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