
Bei meinem Gespräch mit der Beraterin bei EVO (Enhet for Voksenopplæring) wurde mir noch mal deutlich, dass ich ohne Sprachkurs nicht weit kommen werden. Denn obwohl ich bereits Einiges lesen und schreiben konnte, tat ich mich doch ziemlich schwer, die Leute zu verstehen.
Man muss dazu wissen, dass in Trondheim ein starker Dialekt gesprochen wird, unser Norwegischlehrer aus Deutschland hatte uns ja bereits vorgewarnt indem er sagte, dass selbst er als Norweger angeblich kein Wort von dem Dialekt verstehen würde. Obwohl das sicher eine starke Übertreibung war, ist der Dialekt tatsächlich nicht einfach zu verstehen und ich habe bis heute daran zu knabbern, Leute zu verstehen, die stark Trønder-Dialekt sprechen.
Immerhin verstand ich, dass sie meinte, ich müsste nicht den Kurs für Anfänger besuchen, sondern könnte gleich auf die nächste Stufe. Der Kurs sollte aber erst im Januar 2012 beginnen. Mir blieb also nichts anderes übrig als mich noch einige Wochen zu gedulden.

Seit unserer Ankunft sind mein Mann und ich viel spazieren gegangen um unsere neue Heimat zu erkunden. Es gefiel mir gut, dass Trondheim so viele grüne Flecken hat und ich mochte die Häuser hier.
Bedeckt mit Schnee sahen die farbigen Holzhäuser noch gemütlicher aus und die ganze Stadt wirkte sehr idyllisch. Da es wenig Tageslicht gab, waren wir häufig im Dunkeln unterwegs. Durch die Fenster konnte man in die Häuser sehen und die Leute etwa beim Backen oder Essen beobachten. Die Stimmung war trotz Kälte irgendwie wohlig und warm und irgendwie half mir das ein wenig zur Ruhe zu kommen.

Weihnachten stand vor der Tür und es sollte für mich das erste Weihnachtsfest ohne Familie werden, da mein Mann gerade erst in November seine Stelle begonnen hatte, hatte er nur die Feiertage frei, außerdem wollten wir Weihnachten gern in unserer neuen Heimat verbringen.

Wir kochten und backten also zu Hause und machten viele Schneespaziergänge im Mondschein. Es war entspannend und wir konnten richtig in unserem neuen zu Hause ankommen. Genau das brauchten wir nach den vollgepackten Wochen des Umzug. An Silvester gingen wir kurz vor Mitternacht raus und fanden auf dem nahegelegenen Hügel (oben im Bild) eine Matratze im Schnee. Denn die Norweger rodeln gern auf Matratzen den Berg hinunter. Hört sich witzig an, aber wir probierten es aus und es war überraschend gemütlich, liegend und die Sterne beobachtend den Hügel runter zu rutschen. 😀

Wir bemerkten eine Gruppe von Leute, die alle in dieselbe Richtung zu gehen schienen, also folgten wir ihnen kurzerhand. Der Weg führte uns zu einem Hügel names Kvilhaugen, ganz in der Bähe des Fernmeldeturmes. Von dort aus hat man einen Ausblick über die Stadt mit ihren Lichtern und konnte das Feuerwerk so bestens beobachten. Als ich die Hand meines Mannes hielt und wir gemeinsam in den Hinmel schauten, wünschte ich mir, dass wir länger hier bleiben, uns ein Leben aufbauen würden und eine Familie gründen würden. Eigentlich keine großen Wünsche, jedoch schien das alles in diesem Moment noch Lichtjahre entfernt zu sein. Was hatten uns, aber da war auch dieses große Fragezeichen über unsere Zukunft in Norwegen.
Kommentar verfassen